Wir wagen es, wir bauen ein Haus in Kapstadt,
in dem wir zukünftig auch gerne Gäste willkommen heißen möchten. Wir planen die Eröffnung des Vyn Guest House für den April 2023. Da ich so oft danach gefragt werde, wie es dazu kam und was wir dabei so alles erlebt haben und erleben, habe ich mir vorgenommen, das in diesem Blog zu erzählen. Wer auch immer das gerne lesen möchte, ist herzlich eingeladen.
Wir, das sind Klaus und ich, Martina.
Wie alles begann…
Schon seit dem Geschichtsunterricht in der 6. Klasse war ich fasziniert vom südlichen Afrika. Ich erinnere mich an einen Lehrer, der sehr spannend von all den zunächst gescheiterten Versuchen der europäischen Seefahrer, das Kap zu umrunden, erzählt hat. Endlich hatte es dieser Bartholomeu Diaz im Jahr 1488 geschafft, der Seeweg nach Indien war erschlossen. So wurde damals der Keim für meine Faszination für dieses Land mit dem „Kap der Guten Hoffnung“ gelegt. Es war aber – für mich als Kind damals – soo unvorstellbar weit weg. Ich glaube nicht, dass ich damals davon ausging, es jemals bereisen zu können, meine Welt war noch so klein.
Wenig später kamen für mich dann die Informationen aus der damals aktuellen Zeit hinzu. Was war aus diesem Land geworden? Fassungsslos sah ich im Fernsehen Berichte über die südafrikanische Apartheidspolitik und über den Kampf eines Nelson Mandelas. Bereits vor meiner Geburt war er inhaftiert worden, aber kämpfte auch aus dem Gefängnis weiter gegen die Unterdrückung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe. Gespannt habe ich den Weg bis zu seiner Entlassung und später dann seinen Weg bis zur Wahl zum ersten schwarzen Präsidenten verfolgt.
Außerdem begründeten meine Eltern die Faszination für die Tierwelt Afrikas. In unserer Familie war es üblich, winterliche Sonntagnachmittage mit dem Anschauen von Tierdokumentationen, gerne aus Afrika von Herrn Grzimek, zu verbringen. Wer kennt nicht „Serengeti darf nicht sterben“? In Deutschland sahen all diese Tiere nur in den Zoos. Damals war es üblich, sie in noch weniger artgerechten Behausungen zu halten als es heute der Fall ist. Der Gedanke, wie schön es wäre, sie mal in ihrer natürlichen Umgebung bestaunen zu dürfen, kam bei mir schon damals immer wieder auf.
Von der Theorie in die Praxis
Das Ganze blieb bis 2005 reine Theorie. Dann konnten wir als Familie mit zwei Kindern erstmals über einen Urlaub außerhalb Europas nachdenken und ich war überglücklich, dass auch Klaus und die Kinder mit Südafrika als Reiseziel happy waren. Die Aufregung war riesengroß. Wie das jeder kennt, steht man am Beginn der Planung vor der Frage, was man sich aus dem reichhaltigen Angebot herauspickt, denn mehr als zwei Wochen in den Herbstferien waren nicht drin, die Kinder mussten in die Schule. Wie die meisten haben wir uns für Kapstadt, Hermanus und die Gardenroute bis zum Addo Elephant Park entschieden.
Virus africanus
Wie soll man das beschreiben? Mir ging es wie so vielen, der „Virus africanus“ hatte mich infiziert und glücklicherweise waren die Folgen dieses Virus deutlich angenehmer als es weit später 2020 bei dem neu auftretenden SARS-CoV-2 sein würde. Dieses Land mit seinen überwiegend so liebenswerten, freundlichen, lebensfreudigen Menschen, seiner Vielfalt an atemberaubenden Landschaften und seine großartige Tierwelt, gepaart mit diesem besonderen Licht, den kulinarischen Erlebnissen und dem tollen Wein macht etwas mit einem. Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Gene mir sagen, dass ich hier meine Wurzeln habe – in Afrika. Also mussten wir immer wieder hin und haben im Laufe der Jahre mit großer Begeisterung große Teile dieses Landes bereist.
Außer Europa und den Süden Afrikas habe ich nicht viel von der Welt gesehen, aber Klaus ist beruflich viel herumgekommen. Außer Australien/ Neuseeland und der Antarktis war er so auf jedem Kontinent unterwegs. Jedes Mal, wenn er zurückkam, habe ich ihn gefragt, ob es dort schöner sei als in Südafrika und er hat es immer verneint. Also musste ich da auch nicht hin und der nächste Urlaub konnte wieder ans Kap gehen.
Auf zwei Reisen nahmen wir auch meine Eltern mit, die ebenfalls infiziert wurden. Meine Mutter pflegte nach der ersten Reise ihre Bekannten zu fragen, ob sie denn schon mal in Südafrika waren. Wenn diese verneinten, riet sie ihnen, das unbedingt auf ihre Bucket List zu nehmen.
Irgendwann, es muss etwa 2015 gewesen sein, befanden wir uns auf einem Inlandsflug von Johannesburg nach Kapstadt. Beim Landeanflug sahen wir im Fenster den Tafelberg und Klaus sagte: “Das fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen.“ Ich konnte ihm nur recht geben. Bis heute kommen mir bei jedem Landeanflug in Kapstadt die Tränen. Das Gleiche beim Abflug, nur die damit verbundenen Emotionen sind unterschiedlich… 😉
Genauso ergeht es mir jedes Mal am Flughafen. Kennt ihr auch die Schilder Welcome to the Mother City bei der Ankunft 😊 und Cape Town – a time well spent beim Abflug ☹?