Berührende Tour nach Robben Island und Wanderung auf den Tafelberg
Samstag: Waterfront und Robben Island
Während meines letzten Aufenthalts habe ich ein Wochenende der Gegensätze erlebt. Am Samstag war ich zuerst an der Waterfront bummeln, ich brauchte noch ein Geschenk für unseren kleinen Enkel. Kleidung für Mädchen finde ich an jeder Ecke, warum ist es so viel schwerer, etwas Schönes für kleine Jungs zu finden? Eigentlich wollte ich mich an einem Tag ohne Termine, nach der üblichen, täglichen Baustellenbegehung 😉, einfach so durch die Stadt treiben lassen, aber dann hatte ich am Clocktower die Idee, doch endlich mal die Tour nach Robben Island zu machen. Dazu war ich noch nie gekommen. Gedacht, nachgefragt – und siehe da, es waren noch wenige Plätze frei.
Ich hatte soviel über diese Tour gelesen, da war alles dabei von Massen-Touritour bis hin zu sehr bewegend. Für mich war es ein bisschen von beidem. Ja, ich mag es gar nicht, an Massenveranstaltungen teilzunehmen. Man steht im Nelson-Mandela-Gateway in einer langen Schlange an, bis man erst mal auf den Katamaran darf. Dann dauert es gefühlt ewig, bis es endlich losgeht. Raus aus dem Hafen wurde es zunächst nur etwas schaukelig, die Wellen nahmen dann im weiteren Verlauf weiter zu und der Aufforderung, die Hand zu heben, wenn man eine Spucktüte benötigt, kamen dann doch einige Menschen nach. Ich habe starr auf den Horizont geschaut und kam glücklicherweise klar. Angekommen im Hafen von Robben Island liefen wir dann alle hinüber zu den bereitstehenden Bussen und dann empfand ich den Aufenthalt in der kleineren Gruppe als deutlich angenehmer. Unser Guide, ein ehemaliges Mitglied des Pan Africanist Congress (PAC) hat herumgefragt, welcher Nationalität wir so alle angehörten und konnte doch tatsächlich für jede genannte einen Bezug zur Geschichte Robben Islands herstellen. Diese wurde schon früh als Sträflingskolonie „genutzt“, sie diente aber z.B. auch zur Isolierung von Leprakranken, als Krankenhaus für geistig kranke Menschen „Lunatics“, als Militärbasis im 2. Weltkrieg und wurde dann wieder als Sträflingslager, nun vor allem für politisch Verfolgte der Apartheids-Regierung, wie Nelson Mandela und Robert Sobukwe, genutzt. Da unsere Guide Mister Mandela zu mehreren Gelegenheiten persönlich getroffen hatte, konnte er viele Anekdoten und interessante Geschichten über ihn beisteuern.
Nach einer Fahrt um die Insel mit einem Stopp auf der Südseite mit tollem Blick auf den Tafelberg erreichten wir dann eben das Gefängnis, in dem die politischen Gefangenen bis 1991 einsaßen. Jetzt wurde es sehr bewegend, denn ein ehemaliger Häftling übernahm und schilderte uns die grausame Vergangenheit aus seiner persönlichen Sicht. Er zeigte uns zunächst eine Zelle für bis zu 36 Häftlinge und dann die sogenannte B-Section, in der die 30 Anführer der Anti-Apartheidsregierung die hier einsaßen, in winzigen Einzelzellen leben mussten. Diese durften sie nur zweimal täglich für jeweils 30 Minuten verlassen, um sich im Hof etwas bewegen zu können. Weitere Kommunikation musste über die kleinen Fenster der Zellen erfolgen.
Man kann sich gut vorstellen, dass in dieser Zeit der Isolation feste Freundschaften entstanden, die dazu führten, dass der spätere Präsident Nelson Mandela elf seiner ehemaligen Mithäftlinge in seine Regierung berief.
Ich bin froh, dass ich diese Tour gemacht habe, es wäre aber sicherlich einfacher gewesen, wenn ich Klaus an meiner Seite gehabt hätte. Das Gesehene allein zu verkraften und zu verarbeiten war wirklich happig.
Sonntag: Wanderung auf den Tafelberg via Platteklip Gorge
Nachdem ich am Samstag von Robben Island auf den Tafelberg geblickt hatte, machte ich es am folgenden Sonntag umgekehrt. Ich bin auf den Tafelberg gestiegen. Dazu habe ich die einfachste Route gewählt – Platteklip Gorge. Über die Tafelberg Road geht es hoch, vorbei an der Lower Cableway Station, bis zum entsprechenden Schild, das den Weg weist. Gut erkennt man die Stelle auch daran, dass dort meist ein kleiner Kaffeetruck steht.
Jetzt ging es bergauf. Bereits von unten ist die kleine Schlucht gut zu erkennen, durch die man hoch auf das Plateau des Tafelbergs gelangt. Genauer gesagt, kommt man oben zwischen Back und Main Table an. Von dort aus sind es nur noch ein paar Minuten bis zur Upper Cableway Station oder etwa 30 min. bis zum höchsten Punkt, dem Maclears Beacon. Unterwegs hatte ich wie immer nette Gespräche mit Menschen unterschiedlichster Nationalität. Man sieht sich halt immer wieder, wenn man schnaufend an der Seite steht und sich dann abwechselnd überholt. Besonders nett waren heute die Treffen mit einer Gruppe von 4 schwedischen Frauen und mit einer Frau aus Singapur. Motivierend war es immer wieder, den Jubel on oben zu hören, wenn eine Gruppe angekommen war.
Als wir höher kamen, konnten wir Robben Island hinter dem Signal Hill erkennen. Es sah so nah aus, nicht nach 40 Minuten, die der Katamaran gestern von der Waterfront aus gebraucht hatte. Nach etwa 2 Stunden hatten wir es alle geschafft, wir waren oben. So ein schönes Gefühl. Leider hatte ich den absoluten Anfängerfehler gemacht und nicht vorab auf die Website der Cableway geschaut, denn oh nein, sie fuhr heute nicht, „due to adverse weather conditions“. Komisch, es war doch gar nicht besonders windig und sonnig war es auch noch. Auch das Restaurant war geschlossen. Nur mit den Wanderern oben war es angenehm leer, aber ich hatte nichts außer meiner Wasserflasche dabei. Von meinem letzten Abstieg im September hatte ich noch gut in Erinnerung, wie meine Beine sich in unterzuckertem Zustand anfühlten, wie Wackelpudding. Ich musste an den steilen Stellen mehr oder weniger auf dem Popo herunterrutschen. Nun also wieder? Ein netter junger Man aus einer deutschen Gruppe gab mir einen Müsliriegel, was mich schon zuversichtlicher stimmte. VIELEN DANK!!!
Als kurz danach die Cableway wieder ansprang und die erste Gondel hochkam, war der Jubel unter den versammelten Wanderern groß. Auch das Restaurant sollte öffnen, sobald die Mitarbeiter mit weiteren Gondeln oben eingetroffen sein würden. Nachdem ich die Ausblicke rundherum wie immer sehr genossen habe und sich im Restaurant noch nichts tat, entschied ich mich dann doch, wieder runter zu fahren und habe am Startpunkt meiner Wanderung den dort angebotenen Café Latte sehr genossen.